Die Benutzerfreundlichkeit der PowerShot Pro1 ist angesichts der kompakten Bauweise des Gerätes eigentlich recht gut. Obwohl einige Steuerungen (z.B. das Programmwählerrad oder einige Funktionstasten) aufgrund der Umstellung von der Baureihe G3/G5 auf den Pro1 umgestellt werden mussten, ist das Bedienungskonzept weitgehend gleich geblieben. Wenn Sie also bereits ein G3 oder G5 besitzen, kommen Sie rasch mit dem Pro1 zurecht; alle anderen kommen nicht um eine kleine Trainingsphase herum.
Der Pro1 weist aber auch seine Einschränkungen im Betriebskonzept der G3 und G5 auf. Der Pro1 lässt sich dennoch gut und rasch bedienen - allerdings nur unter Wahrung der bisher bekannten Funktionen und Einstellungen. Die Prosumer-Gruppe innerhalb der PowerShot-Familie war schon immer äußerst anpassungsfähig dank ihres charakteristischen Dreh- und Schwenkdisplays.
Es ist dem fest montierten LC-Farbsucher zu bevorzugen, dessen Auflösungen ( "235.000 Pixel") ausreichen, um die Bildschärfe gut steuern zu können, sich aber auch in der Bildauflösung nicht von der Masse abheben. Kurzprojiziert und abgerundet beendet der Digitalzoom bei einer Objektivbrennweite von 200 Millimetern (entspricht KB); beim Pro1 durchläuft man den korrespondierenden Objektivbrennweitenbereich durch Drehen des großzügigen Zoomrings.
Der Pro1 ist mit der USM-Technologie ( "USM" = Abkürzung für Ultra-Sound Motor) ausgestattet, die bei den Kleinbild-Objektiven der firmeneigenen EF-Serie seit Jahren für ultraschnelles und flüsterleises Fokussieren steht - mit dem einzigen Vorteil, dass der Pro1 nicht den Fokussierungsmechanismus, sondern den Zoomsensor antreibt.
Auch in der Anwendung zeigt sich das Vergrößern mit dem Pro1 als recht zügig ( (siehe Messwerttabelle) und exakt; mit einer geringen Empfindlichkeit (die Zoomstufe ist mindestens bei langsamer Drehung der Rotationsgeschwindigkeit proportional) können die 40 Vergrößerungsstufen oder die Zwischenbrennweite mehr oder weniger exakt gesteuert werden. Dennoch ist ein mechanischer Zoomsensor wie die Sony DSC-F828 oder die Konica Minolta Dimage A2 wesentlich einfacher oder sogar genauer als die Canon USM-Lösung.
Beim Pro1 geht das manuelles Fokussieren so: Sobald die MF-Taste auf der Rückseite der Kamera gedrückt wird, wandelt sich der Zoom-Ring in einen Fokussier-Ring um; zugleich wird der Mittelteil des Bildes vergrössert, um das manuellen Fokussieren zu erleichter. Wenn Sie den Fokus dem Autofokussystem der Pro1 überlassen, sehen Sie das bekannte FlexiZone AF-System der PowerShot G3 und G5 in einer verkleinerten Ausbaustufe.
Im Automatikmodus wird immer noch nur auf das mittlere AF-Feld fokussiert (viel billigere PowerShot-Modelle können es besser und haben mehr Autofelder für die automatische Wahl bereit), während die Zahl der von Hand anwählbaren Autofelder von 345 (23 x 15) auf 209 (19 x 11) reduziert wird. Bei der AF-Technologie ist der Pro1 also eher ein Schritt zurück als ein Schritt vorwärts.
Es gibt weder Regression noch Fortschritte bei der AF-Geschwindigkeit, da der Pro1 nicht rascher als ein G3 oder G5 scharfstellt (siehe Messwerttabelle) und ein AF-Hilfslicht trotz Hybrid-Autofokus noch ausbleibt. In diesem Bereich hat Canon seit der PowerShot G2 am eindrucksvollsten gespielt. Die E-TTL-Technologie von Canon ist in puncto Blitzbelichtungspräzision mit keinem anderen Blitzgerät vergleichbar.
Die E-TTL " gesegnete " Blitzkameras (auch die Pro1) messen den Blitzgerät nicht nur so, dass die Blitze weder über- noch unterschritten werden, sondern erzielen auch ein besonders ausgewogenes Verhältnis zwischen Blitzgerät und Gegenlicht. E-TTL Messung wird sowohl durch den im Pro1 integrierten Miniblitz als auch durch die an der Digitalkamera angebrachten Blitzgeräte (sofern sie E-TTL kompatibel sind) ermöglicht.
Das von uns gemessene Blitzgerät mit einer Richtzahl von 12 kann entweder per Tastendruck oder vollautomatisch (zumindest im vollautomatischen Modus) ausgelöst werden; dies kann im Menu eingestellt werden und so bestimmen, ob der Blitzgerät auf Anwenderbefehl oder nach Wahl der Kamera-Automatik ausfällt. Der Pro1 erkennt keine Schattierungen, Farbverläufe oder Kantenverdunkelungen durch ungleiche Ausleuchtung.
Der Innenblitz des Pro1 verfügt über eine Blitzbelichtungskorrektur, eine Rotaugen-Korrekturfunktion (durch Leuchte, nicht durch Blitzsalve) und eine Langzeit-Synchronisationsfunktion; außerdem kann gewählt werden, ob der Blitzbetrieb zu Beginn oder am Ende des Belichtungsprozesses erfolgt und die Blitzleistung im Handbelichtungsmodus, in dem der Blitzbetrieb auch von Hand abläuft, schrittweise eingestellt werden.
Allerdings verfügt der eingebaute Blitzgerät des Pro1 nicht über eine Funktion, die in engem Zusammenhang mit dem E-TTL-System steht: die kabellose Steuerung eines oder mehrerer äußerer EVG. Dazu ist jedoch weiterhin ein ST-E2 Sender oder ein Blitzgerät E-TTL mit Masterfunktion (z.B. Canon Blitzlicht EX550) erforderlich. Die PowerShot Pro1 ist besser geeignet für professionelle Anwender und anspruchsvolle Amateure, die "fertige" Aufnahmen schätzen (d.h. für den Ausdruck oder den Transport zum Kunden/Kunden) als für diejenigen, die für Stunden am Rechner arbeiten, um ihre Aufnahmen zu verfeinern oder die "Polierarbeiten" selbst zu kontrollieren.
Klares Zeichen der aggressiven Bildbearbeitung im Pro1 ist die richtungsabhängige Bildauflösung. In jedem Fall bietet der Pro1 eine hohe bis sehr hohe Bildauflösung, Detailtreue und Bildschärfe, die sowohl auf dem Kamera/Computerbildschirm als auch auf dem Ausdruck oder der Belichtung "knackig" erscheinen und das Bild flacher machen. Doch da diese artifizielle Knusprigkeit und Geräuschlosigkeit im Gegensatz dazu steht (je kräftiger, je schwacher der andere), ist auch das Rauschen des Pro1 etwas verstärkt.
Zum Beispiel mit dem Olympus C-8080 Wide Zoom oder der Minolta Dimage A2; das Bildrauschen des Pro1 tritt vor allem in mittel- bis dunklem Bildbereich in Gestalt von feinem "Salz- und Pfefferrauschen" (feine Schwarzweißpixel) auf. Weitere Abbildungsfehler werden vom Pro1 in Gestalt von leichtem Farbsaum an kontraststarken Rändern angezeigt, die laut unserem Prüflabor auf eine Tiefpassfilterung zurueckgehen.
Die Pro1 hat die Kontraste des Motivs sehr gut im Griff: Die Kamera-Elektronik kann Kontrastbereiche von bis zu 9,2 Blende verarbeiten und ist auch in der Lage, diese auf den Aufnahmen wiederzugeben. An die Abbildungsqualität werden sehr große Ansprüche gestellt, denn ein rotes Ringchen schmückt das Varioobjektiv des Pro1 Das zeigt, dass das Canon Objektive zur L-Serie gehört - der hochwertigsten Klasse der Canon Objektive.
Wenn dies bei den Wechselobjektiven fast immer der Fall ist, kann dies nicht notwendigerweise für den festen Zoom des Pro1 gesagt werden. Bei mittlerer Brennweite ist wieder alles in Ordnung, wahlweise mit Dimmen. Auch bei den mittelgroßen und großen Objektiven ist das Glas wieder gut justiert - und in einigen Fällen noch besser als die Objektive der Mitbewerber.
Dennoch verdiene der Pro1 das L-Prädikat wohl nur von der Bildschärfe oder wenn man ausschliesslich den Mittelbrennweitenbereich betrachte; andernfalls würden die alles andere als homogene Leistung dem Ansehen der L-Serie schaden. Die PowerShot Pro1 hat im Unterschied zu ihrer kleinen Schwester PowerShot S1 IS weder einen integrierten Stabilisator noch kann sie zeitlich unbegrenzt glatte Videoaufnahmen machen.
Der Pro1 kann Video-Clips in VGA-Auflösung und mit Sound aufnehmen, aber auch nur für 30 Sek. und mit einer Bildrate von nur 15 Bild/Sek. Obwohl Canon die Auswahl zwischen einem Standard- (Herstellerspezifikation: 1 Bild/s) und einem Hochgeschwindigkeits-Serienbildmodus (Herstellerspezifikation: 2,5 Bilder/s) zulässt, müssen diese Einstellungen relativiert werden, da die hohen Bildraten von 2,5 Bild/s nur während der ersten Einzelbilder einer Reihe beibehalten werden.
Etwa 16 Bilder sind in der Box, bevor die Camcorder eine erzwungene Pause einlegen und hier in der Übung auch die Geschwindigkeitsinformationen von Canon behalten. Weitere hilfreiche Besonderheiten der PowerShot Pro1 sind zwei Einstellspeicher, ein Panorama-Assistent, eine Histogramm-Anzeige (nur im Wiedergabemodus) und ein eingebauter ND-Neutraldichtefilter, der per Menü-Aufruf aktiviert werden kann und die Lichtstärke um etwa ein Achtel reduziert.
Der Pro1 verfügt außerdem über eine Pausenfunktion, einen Self-Timer mit einstellbarer Durchlaufzeit ( (2 oder 10 Sekunden), eine Fernauslösung (bis zu 5 m mit der im Lieferumfang enthaltenen IR-Fernbedienung WL-DC100), einstellbare Farbbereiche (RGB und Adobe RGB), Belichtungs- und Schärfungsreihen sowie eine Spiegelfunktion auf dem LC-Farbbildschirm (praktisch für Selbstportraits). Die Pro1 unterstützt auch die Standards PictBridge und PTP sowie die multilinguale Menünavigation; die Bedienung der Kameras kann auch von einem PC aus über die mitgelieferte Steuersoftware erfolgen.
Einige weitere, nicht ganz so bedeutende Funktionalitäten und Einstellmöglichkeiten vervollständigen das Ganze, wodurch der Pro1 durch ein ausgewogenes VerhÃ?ltnis zwischen Funktions-/Einstellungsvielfalt und Klarheit Ã?berzeugt. Schlussfolgerung: Kein Leistungszuwachs mit DiGIC II, keine Flash-Technologie trumpft mit E-TTL II, kein nennenswerter Erfolg (abgesehen von der Auflösung) gegenüber der neuesten PowerShot-Generation - und ein Objektiv, das der renommierten Canon L-Serie nicht in jeder Beziehung gerecht wird: Von einer Canon Digitalkamera mit dem Namen "Pro1" hätte man etwas mehr erwartet.
Mit der Canon PowerShot Pro1 können selbst die anspruchsvollsten Photographen in Bezug auf Funktionalität und Features befriedigt werden, aber wo Pro darauf geschrieben ist, sollte auch Pro drin sein. Auf jeden Fall schafft es die PowerShot Pro1 nicht, sich von der "Masse" der 8-Megapixel-Kameras abzuheben - und manchmal kann man nicht umhin, den Eindruck zu gewinnen, dass (ähnlich wie bei Nikon) Canons Leidenschaft und Interesse gegenwärtig den Digital-SLR-Kameras zuteil wird.
Unabhängig davon wird die PowerShot Pro1 zweifellos ihre Abnehmer und Unterstützer wiederfinden. Doch als Meisterwerk von Canon wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in die Geschichte der digitalen Fotografie einfließen.