Die Lieferung des Fiujifilms X-T2 erfolgt in wenigen Tagen. Fujifilm hat damit zwei sehr ähnlich gelagerte Top-Modelle im Programm, mit dem selben Fühler und dem selben Auswertegerät. Doch: Wenn man sich die Einzelheiten ansieht, sind der X-Pro2 und der X-T2 ziemlich weit auseinander. Nach der Einführung des X-Pro2 als Top-Modell Anfang Jänner 2016 kommt der X-T2 nun in die gleiche oder zumindest vergleichbare Performance-Klasse.
Die X-Pro2 kommt in der für eine Sucherkamera charakteristischen Bauform (und kann mit dem Zielsucher punkten - aber später), während die X-T2 (wie ihr Vorgänger X-T1) ziemlich wehmütig aussieht wie eine SLR-Kamera. Trügerisch ist jedoch der Abdruck des angebrachten "Prismengehäuses", in dem nur der Elektronensucher Platz findet.
Auf der Rückseite der beiden Fotoapparate fällt der zweite bemerkenswerte Vorteil auf: Die X-T2 hat einen kritischen Punkt an der X-Pro2 mit ihrem in drei Himmelsrichtungen bewegten Bildschirm eliminiert, und für viele Photographen, die oft aus extremer Perspektive filmen, ist die Kaufentscheidung wohl schon beinahe versiegelt. Die Anzeige des X-Pro2 muss jedoch mit dem Vorwurf verteidigt werden, dass er eine größere Bildauflösung hat (1,6 Millionen Pixel gegenüber 1,04 Millionen beim X-T2) und auch aus extremsten Blickwinkeln sehr gut zu sehen ist.
Der X-T2 mit seinem etwas größeren vorderen Griff und einem etwas kleineren Design ist vielleicht etwas greifbarer als der X-Pro2. Jedoch hat sich die Arbeitsweise ein wenig geändert, denn die X-T2 hat wieder ein eigenes Einstellrad für die Empfindlichkeit (und Serienaufnahmen) auf der rechten Gehäuseseite (wie bei der X-T1), während die ISO-Einstellung im Verschlusszeitrad der X-Pro2 ist.
Das X-T2 ist für mich klarer - es korrespondiert mehr mit den "Rädchenmenschen" als mit den "Menümenschen". Videoenthusiasten werden vom X-T2 wahrscheinlich mehr begeistert sein, und das ist auch der Hauptunterschied zwischen den beiden Modellen. Der X-T2 nimmt Bewegtbilder in 4K-Qualität auf, während der X-Pro2 mit Full FullHD überzeugt.
Bemerkenswert ist auch die Aufnahmezeit des X-T2, die zehn min beträgt, oder bei 30 min mit dem Batteriehandgriff, zu der wir gleich kommen werden. Es ist auch zu wissen, dass der X-T2 mit einer USB 3. 0-Schnittstelle für eine größere Datenübertragungsrate konzipiert ist als der X-Pro2, der mit USB 2. 0 auskommt.
Auch bei Videoaufnahmen, die eine UHS-II-SD-Speicherkarte benötigen, ist die hohe Übertragungsrate von Bedeutung. Dies kann nur mit dem X-Pro2 in Kartenschacht 1 benutzt werden, während mit dem X-T2 beide Kartenschächte mit diesen schnellen Karten benutzt werden können. Der X-T2 hat nicht nur verbesserte Video-Eigenschaften, er ist auch viel kürzer, wenn es um Serienaufnahmen geht.
Der X-T2 erreicht hier acht Frames pro Sek. mit kontinuierlicher Autofokussierung (wie der X-Pro2), aber die Framerate kann mit dem Batteriehandgriff im Boost-Modus auf 11 Frames pro Sek. und mit dem Electronic Shutter auf 14 Frames pro Sek. erhöht werden. Dies ist beinahe zweimal so hoch wie beim X-Pro2. Der Batteriehandgriff für die X-T2 ist robust und wer die Vorteile dieser X-T2 wirklich nutzen will, kommt nicht umhin, sie zu kaufen.
Zum anderen - wie oben beschrieben - wird es im seriellen Modus wesentlich kürzer, zum dritten liefern die drei Zellen (eine in der Kammer, zwei im Batteriegriff) die 3-fache Energieausbeute mit bis zu 1000 Aufnahmen, und zum vierten ist der Zusatzauslöser ein wichtiges Plus für Portraitaufnahmen. Der Batteriehandgriff kann übrigens auch ohne Batterie verwendet werden, entweder um Geld zu sparen oder weil die Batterie von außen aufgeladen werden muss.
Beim X-Pro2 gibt es (noch) keinen Batteriehandgriff und die Akkuleistung ist deutlich geringer als beim X-T2. Das sind beim Elektronensucher etwa 250 Bilder mit dem Elektronensucher und etwa 300 Bilder mit dem Fernrohr. Die Batterie im X-T2 kann übrigens über ein Netzteil und ein USB-Mikrokabel (2.0 oder 3.0) aufgeladen werden.
Diese direkte Ladung ist mit dem X-Pro2 nicht möglich. Bei beiden Modellen sind die Bildsucher im Prinzip gleich mit einer Bildauflösung von 2,36 Mio. Pixeln, aber der X-T2 hat eine erhöhte Bildwiederholrate von 100 Bildern pro Sek. - das heißt in der Praxis: er ruckt weniger oder gar nicht. Der X-T2 hat zusätzlich eine Suchervergrößerung von 0,77x, während der X-Pro2 "nur" 0,6x vergrößert.
Auffallend ist, dass sich der Bildsucher des X-Pro2 auf der linken Seite und der der X-T2, vergleichbar mit einer Spiegelkamera, über der Lichtachse der Digitalkamera liegt. Das ist in der Realität unerheblich, da es sich um ein elektronisches Suchgerät mit immer vollem Sichtfeld handelt. 2. Der X-Pro2 hat aber noch einen Zeiger im Köchel, und zwar den hybriden Bildsucher, der optional einen optisch neben dem Bild des Suchers anzeigt.
Der Autofokus des X-T2 ist nicht nur kürzer als der des X-Pro2, sondern mit 325 AF-Sensoren, 169 für die Phasenerkennung, auch fortschrittlicher als der des X-Pro2. Die Kontrasteinstellung und die Phasenerkennung des X-T2 arbeiten je nach Anwendungsfall als hybrides Autofokus-System (mit 2/3 Phasenerkennung ), was zu einem sehr schnellen und präzisen Justageergebnis führt.
Der X-T2 verfügt zudem über fünf Autofokus-Einstellungen, der X-Pro2 nur über drei. Bald können sich die X-Pro2-Besitzer jedoch auf eine neue Firmware-Version verlassen, die vor allem die Autofokus-Funktionen der Kameras in diesem Jahr verbessern wird. Bei der X-T2 und der X-Pro2 ist der Joystick hinzugekommen, mit dem der Autofokusbereich in jede gewünschte Position gebracht werden kann.
Diejenigen, die hohe Ansprüche an die Bildsequenz, den raschen Fokus und das 4K-Video stellen, werden sich für den X-T2 entschieden haben. Sie ist die schnellste und fortschrittlichste Digitalkamera, die viele weitere Einzelheiten anzeigt, wie z.B. den Schwenk-Monitor oder den Datentransfer mit USB 3.0. Besonders in der Schnellfotografie ist der optional erhältliche Akkugriff für die X-T2 ein Plus, der die Kompaktkamera besonders bei großen Zoom-Objektiven griffig macht.
Diejenigen, die eine langsamere Art der Fotografie vorziehen, insbesondere Straßenfotografie, Landschaften und Personenaufnahmen, werden vermutlich den X-Pro2 vorziehen und den hybriden Sucher mit seiner Transparenz zu würdigen wissen. Die X-Pro2 -Fotografen können auch mehr mit festen Brennweiten fotografieren, während die X-T2 -Fotografen die für die Sport- und Themenfotografie erforderlichen Extrem-Zoom-Objektive erhalten.
Fujifilm hat mit beiden Modellen ohnehin zwei Top-Modelle im Programm, die den direkten Abgleich mit anderen Profikameras und kompakten Systemkameras nicht zu fürchten haben.