Leica Deutschland

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Revolutionsstark, weil klein: Leica - die Kamera-Legende aus Deutschland Vom Atelier auf die Straße: Mit der vor 100 Jahren entwickelten Leica wurde die Photographie zum Teil des täglichen Lebens. Barbara Klemm sagte, die Leica sei "wie ein kleines Juwel", der frischgebackene René Burri bezeichnete sie als "ein großartiges Schießwerkzeug" und Henri Cartier-Bresson sagte: "Mit einer Leica zu photographieren ist wie ein langes, zärtliches Küssen, wie ein Maschinengewehr, wie eine stundenlanges auf der Liege eines Psychiatrieurs".

Leica, die Wetzlarer Wortmarke, ist mehr als nur eine Fotokamera, sie hat die Fotographie verändert - ihre Entstehung vor 100 Jahren hat die Hamburger Teichorhallen zu einer großen, umfassenden Schau veranlasst: "Augen auf! Das sind 100 Jahre Leica-Fotografie". Eines von mehreren Jahrestagen - 2014 bedeutet es auch: 175 Jahre Fotografieren, am Tag vor 25 Jahren wurden die Deutsche Reichthallen als Ausstellungsorte geöffnet und im Jänner 2015 begeht das Stadthaus der Fotographie sein 10-jähriges Bestehen.

Mit der am 23. September eröffneten Fotoausstellung geht man nun von der Kameralegende Leica aus und zeigt, wie ihre Entstehung die Fotografenwelt nachhaltig geprägt hat. Die Leica war viel kleiner, einfacher zu bedienen und zu montieren - mit ihrem ausfahrbaren Sichtfenster!

Dies machte sie für Amateurinnen und auch für die modernen, selbstbewussten Damen attraktiv, denn bisher war die Photographie nahezu ausschliesslich eine Männernot. Mit dem Ersten Weltkrieg kam es dann zu einer mehrjährigen Unterbrechung der Entwicklungsarbeit; Ernst Leitz II. beschloss erst 1924 die Serienfertigung der "Leitz Camera", kurz Leica genannt. Die Verkäufe von Leica übertrafen alle Hoffnungen und stiegen stetig an: 1925 wurden 900 und 1929 16.000 Exemplare hergestellt, Bauhauslehrer László Moholy-Nagy, Kunstmaler und Photograph, war einer der ersten Auftraggeber.

Der Leica, sein Handling und seine Formatierung, entsprach der heutigen, schnelllebigen Zeit und ihrer Ausstrahlung. Früher konnte man mit den Grobblechkameras nur Fotos von dem machen, was stillstand - mit der Leica konnte man ohne Standfuß auskommen, auf der Strasse gehen, Bewegungen einfangen, auslösen. Und wie Dirk Luckow, Direktor der Deutsche eichtorhallen, bei der Eröffnungspressekonferenz der Ausstellung sagte: "Man konnte durch die Leica unbemerkt beobachten".

Durch den leiseren Fokus-Plan-Verschluss (anstelle des lauter scharnierten Verschlusses) wird eine unauffällige, unauffällige Fotografie möglich - was die Leica für Journalisten, z.B. bei politischen Treffen, besonders attraktiv macht. Allerdings war die Leica am Anfang bei professionellen Photographen nicht so populär - sie wurde als kleines "Spielzeug" verspottet, ihre Nutzung wurde manchmal von den Kunden gar untersagt - die Photographen sollten "echte Kameras" verwenden.

Es kam also vor, dass bis in die 1930er Jahre noch schwere Glasscheibenkameras von Zeitungsfotografen verwendet wurden. Die Fachleute erkannten erst mit der Etablierung der Leica bei den Laien die Vorzüge der kleinen Kamera für sich. Die anfängliche Misstrauen wurde oft zu Enthusiasmus - laut Hans-Michael Koetzle, dem Ausstellungsmacher, wurde sie fast zu einem "Credo".

Daraus entstanden so viele Eigenporträts von Photographen mit ihrer Leica, dass man "die eigene Schau damit ausfüllen konnte", sagt der künstlerische Leiter Luckow. In 14 Sektionen zeichnet die Schau die Geschichte der 35mm-Fotografie von den Ursprüngen in den 1920er Jahren bis in die Gegenwart nach. Es sind alle wesentlichen Trends, Standpunkte und Facetten der 35mm-Fotografie der letzten 100 Jahre dargestellt - wie z. B. in den Bereichen Mode, Fotografie, Avantgarde, Fotojournalismus, Neliberalismus oder "The Camera in War".

Für die dt. Werbefotografen war die Leica "Teil der amtlich vorgeschriebenen Ausrüstung", ebenso wie für die Firma Comtax. Leni Rasensstahl hat auch teilweise mit der Leica fotografiert, zum Beispiel bei den Weltmeisterschaften 1936 und bei der Nuba in Afrika in den 1960er Jahren - sie wurde ihr 1936 von Ernst Leitz sen. selbst überreicht. Es wurden aber auch die Kostbarkeiten von unbekannten Photographen mitgenommen.

Leica in Japan" ist auch ein aufregendes Thema - dort, im Lande von Canon und Nikon, hat die dt. Fotokamera noch einen besonderen Status und ist ein Sammlerstück. Die Leica ist nach all den Auf und Ab in den vergangenen Jahren " in guter Form ", wie Andreas Kaufmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Leica Camera AG, bei der Eröffnung der Ausstellung voller Stolz mitteilte.

Das Unternehmen steht weltweit für deutsche Designkultur und ist "ein wenig wie Asterix" - es ist der jüngste Kamerahersteller dieser Größe in Europa. Alfred Schoph, CEO von Leica, sagte am vergangenen Wochenende in einem Zeitungsinterview: "Es geht uns gut. Zusätzlich zur Austellung in den Deutsche Reichthallen wird es bis zum Stichtag 30. Juni eine Open-Air-Galerie am Hamburgischen Jüngsten Tag, unmittelbar an der Innenalster, zu sehen sein - hier werden 17 Straßenfotos von Leica-Fotografen einen Eindruck von der großen Show vermitteln.

Wer die Schau in Hamburg versäumt hat, kann sie in Frankfurt am Main, Berlin (im C/O Berlin, das am kommenden Wochenende an seinem neuen Ort wiedereröffnet wird), Wien und München sehen.