Nicht nur das nahezu durchgängige Bedienungskonzept der Nikon-Kameras galt seit dem gestrigen Tag als ausgereift und die logische Anordnung der Bedienungselemente (15 Tasten, 1 Programmwahlschalter, 1 Ein-/Ausschalter mit beiliegendem Trigger, 1 Stellrad vorne, 1 Stellrad hinten, 1 Objektiventriegelungstaster, 1 Dioptrienstellrad, 1 AF/MF-Schalter, 1 Dimmtaster, 1 Bedienfeld mit gerahmtem OK/Bestätigungstaster, 1 Feststellschalter) ist ohne Berührungsakrobatik erreichbar.
Mit den beiden Drehreglern der D90 können Verschlusszeit und Blendenöffnung getrennt eingestellt werden; die oberste einfarbige LCD-Anzeige (Status-LCD) der Digitalkamera verfügt über eine Hinterleuchtung, die sich per Tastendruck einschalten lässt und auch bei Nacht gut lesbar ist. Das Bedienungskonzept der Nikon DSLRs beinhaltet auch das ebenso rasche und sicheres Zurücksetzen auf den Auslieferzustand ( "Reset") oder die Formatierung der Speicherkarte per Schlüsselkombination.
Mit 96% Bildfelddeckung, 0,94facher Suchervergrößerung und einer Ausgangspupille oder einem Auge -Relief von 19,5 Millimetern ist der Sujetsucher selbst nicht der schlechteste und entehrt Nikon nicht. Es ist kein Okularverschluß eingebaut (hier muss die aufsteckbare Okularkappe DK-5 aus dem Lieferprogramm der Digitalkamera verwendet werden), sondern mindestens ein Dioptrieneinstellrad (-2 bis +1 dpt.).
Ein montierter Schnellwechsel-Stativteller versperrt den Zugriff auf das Batteriefach nicht, das Dreibeingewinde ist aus Blech und befindet sich - wie es sein sollte - in der Sichtachse. Die Kameraverbindungen sind wie bei vielen Nikon DSLRs durch eine etwas knifflige Gummiabdeckung abgesichert. Die USB-2.0-Hochgeschwindigkeitsschnittstelle (Typ Mini-B, 5-polig), der HDMI-Anschluss (Typ C) und der A/V-Ausgang ( "2,5-mm-Buchse") erfüllen die kommerziellen Normen, während der 9V-Stromeingang und der Kabelfernbedienungsanschluss für Trigger/GPS Nikon-spezifisch sind.
Die D90 kann auch ferngesteuert (drahtlos mit der Infrarot-Fernbedienung ML-L3 oder verkabelt mit der Elektrokabel-Fernbedienung MC-DC2), GPS-Positionsdaten aufgezeichnet (der GP-1 GPS-Empfänger belegt den Blitz/Zubehörschuh) und per Funkgerät gesendete Aufnahmen (der korrespondierende Menüeintrag in der Kamera wird nur bei der WLAN/WiFi -fähigen SD-Karte von CYEYEFI angezeigt).
Eine neue Funktion ist die Fähigkeit, ein Balkendiagramm im Wiedergabemodus nicht nur für das ganze Foto, sondern auch für einzelne Bildbereiche anzuzeigen. TTL-Blitzschuh zum Anschluß von externen (System-)Blitzgeräten und das integrierte Miniatur-Blitzgerät (LZ 13 nach ISO 100) ist in Nikons sogenanntes "Creative Lighting System" vollstän- den.
Die Leuchte strahlt sehr gleichmässig (laut Nikon ist der Blitzgerät mit Linsen bis zu 18 Millimeter Objektivbrennweite von der Haube kompatibel), distanziert sich ausreichend von der Lichtachse (Einbauhöhe: ca. 6,6 cm vom Außenkante der Objektivfassung), so dass auch ohne Blitzvorbereitung kaum Rötungen entstehen, und produziert ein weitestgehend farbloses Streulicht.
Die neuen Speicherkarten (mit 4, 8 und 16 GByte Speicherkapazität) sollen eigens für die Entwicklung ihrer vollen Leistungsfähigkeit in der D90 oder die D90 soll die erste sein, die das Geschwindigkeitspotenzial (bis zu 30 MByte/s beim Schreiben) der neuen Karte ausschöpft.
Die D90 kann bis zu 100 aufeinanderfolgende JPEG-Feinbilder mit einer maximalen Bildrate von 4,5 Bilder pro Sek. im Serienbildmodus aufzeichnen ( "Continuous Shooting"-Einstellungen erlauben es, die Aufnahmegeschwindigkeit bei Bedarf auf 1,1 Bilder/s zu reduzieren). Die vorgegebene Bildrate bleibt in der Regel jedoch erst am Ende der Bildreihe bestehen, sondern kollabiert nach einer bestimmten Zeit oder einer bestimmten Bildanzahl mehr oder weniger weit.
Die Bildrate nimmt zwar teilweise etwas zu, aber bei den meisten Karten beträgt die durchschnittliche Geschwindigkeit weniger als 4,5 Bilder pro Sek. Bei der D90 waren zwar bis zu 100 JPEG-Feinbilder in einer Reihe möglich, aber die ursprüngliche Bildrate von 4,5 Vollbildern pro Sekunde kollabierte leicht auf das siebte Teilbild.
Laut SanDisk Pressemeldung bieten die aktuellen Extreme III-Karten der D90 39 aufeinander folgende JPEG-Feinbilder mit 4,5 Bilder pro Sek. im Serienbildmodus. Die von uns festgelegte Bildrate betrug bis zum zehnten Mal etwas weniger als 5 Bilder pro Sek. - also mehr als die von Nikon spezifizierte Maximalbildrate!
Die Bildrate setzte sich dann bei den tatsächlich zu erwartenden 4,5 Frames pro Sek. ein, um sich dann nach dem ca. 28. Foto sehr leicht auf ca. 4,3 Frames pro Sek. zu reduzieren und sich kurz darauf wieder zu fangen. Mit einem kaum spürbaren Geschwindigkeitsabfall gelangte das 100ste Foto in die Kombination Kamera/Speicherkarte; nach unseren Berechnungen betrug die durchschnittliche Geschwindigkeit etwa 4,4 B/s.
Linse Das AF-S DX Nikkor 18-105mm/3,5-5. 6G ED-VR wurde zur selben Zeit wie das D90 eingeführt. Die D90 wird auch von dem etwas unter 290 EUR kostenden Einzelzoom-Objektiv in einem Satz von etwas unter 1.190 EUR mitgeliefert; als Set-Objektiv verfügt es über etwas mehr Brennweiten bei der gleichen Lichtintensität von F3,5 (am Weitwinkel-Ende) bis F5,6 (am Tele-Ende) als das vorige 18-55 mm-Zoom aus dem Auslieferungsumfang vieler Nikon DSLRs.
Ein weiteres Komfortmerkmal: der integrierte Optikbildstabilisator (Nikon VR-System mit verschiebbarer Linsengruppe), der eine Verstärkung von drei ganzen Verschlusszeitstufen bei der Kompensation der zitternden Bewegungen des Photographen versprechen und dessen Stabilisierungseffekt im Vergleich zu innerkamerainternen Stabilisatoren (Sensor-Shift-System) auch das Abbild im Optiksucher beeinflusst. Das AF-S DX Nikkor 18-105mm/3,5-5. 6G ES ist mit seinen 15 in 11 Linsengruppen unterteilten Elementen (darunter ein sogenanntes ED-Objektiv und ein asphärisches Objektiv) rund 420g schwer bei verhältnismäßig geringen Außenabmessungen (Ø 89 x 76mm).
FX-Objektive und ältere 35 mm-Objektive mit Nikon-Anschluss können dagegen ohne Probleme auf der D90 verwendet werden. Der AF-S DX Nikkor 18-105mm/3,5-5. 6G ES ist dank des leisen Wellenantriebs oder Ultraschallmotors besonders leise und fokussiert im Autofokus-Modus. Manuelles Fokussieren oder manuelles Fokussieren (für erstere wird empfohlen, den Schalter A/M am Objektive auf die Position zu stellen ) ist auch mit dem Fokusring möglich, der nicht zu eng ist und sich in einer leicht zugänglichen Position (zwischen Zoom-Ring und Kamera) befindet.
Die D90 verwendet bei Einsatz des Optiksuchers die gleiche NF-Elektronik ( "MultiCAM 1000"-Modul) wie die Digitalkamera. Je nachdem, ob automatische oder manuelle Fokuswahl verwendet wird, fokussiert die D90 auf eine oder mehrere von elf Positionen im Sucher. Aber auch bei der gleichen Sensitivität von -1 bis +19 IL ist der Autofocus dank eines schnelleren Kameraprozessors, einer engeren Kooperation zwischen Belichtungsmessung und Autofocus (der AF nutzt die Szenenerkennung der leicht revidierten Belichtungsmesszelle) und generell einer leistungsfähigeren On-Board-Elektronik, insbesondere im Dynamikmodus mit automatischem Feldwechsel und im so genanntem 3D-Tracking (also mit Szenenverfolgung oder Fokusprognose für bewegliche Objekte), deutlich zügiger und präziser geworden.
In völliger Finsternis verwendet die Digitalkamera nach wie vor eine leicht dezente, hellweiße LED als AF-Hilfslicht (und Selbstauslöserlampe). Im Liveview-Modus ist der Fokus nicht besonders hoch, was auf die andere AF-Technologie zurückgeht (Kontrastmessung statt Phasenvergleich). Es bietet der Digitalkamera nicht nur neue Funktionalitäten (z.B. Videoaufzeichnung), sondern auch eine noch höhere Bildaufnahme.
Dadurch erhält sie auch im Testlabor von DCTau relativ geringe Auflösungen, die zwar nicht ganz so "scharf" erscheinen wie die Aufnahmen der Mitbewerber, aber auch weniger subtile Störungen aller Arten hervorrufen. Das Artefaktbild bleibt in jedem Fall normal oder gering (Licht zu normaler Helligkeit moiré auf schrägen Bildaufbauten und Licht/Treppeneffekte/Aliasing auf anderen schrägen Bildstrukturen), und die von der D90 stammenden Bilddateien sind sehr gut für die anschließende Bildverarbeitung am Rechner geeignet.
Hervorzuheben ist auch Nikons etwas unkonventionelle Vorgehensweise zur Farbmoiré-Eliminierung, die darin liegt, das Farb-Signal für feinste Bild-Strukturen nur auf Null zu setzten. Bei der Kantenunschärfe macht der AF-S 18-105mm F3.5-5. 6 G ESVV macht eine recht gute Figur mit - auch bei geöffneter Apertur - nur minimalen Auflösungsverlusten an den Bildkanten.
Auch bei diesem Objektive ist die Abschattung stark ausgeprägter ( "Vignettierung") - allerdings nur bei der größten Apertur (über eine Apertur an den Brennweitenenden und etwas unter einer Apertur bei mittleren Brennweiten). Wir konnten nicht auf allen im Versuch aufgenommenen Aufnahmen Farbfransen erkennen - wahrscheinlich eine Konsequenz der internen Kamerakorrektur von chromatischen Abbildungsfehlern. Reiner Vorteil der Kameras ist das niedrige bis optisch nicht wahrnehmbare Rauschen; das VerhÃ?ltnis zwischen der RauschunterdrÃ?ckung bei ISO 100 (Lo1-Einstellung) und ISO 800, d.h. bei ISO 200 und ISO 400, gut bis sehr gut und bei ISO 1600 gut bis mittel, ist gut bis mittel.
Dies ist ein Kompromiß zwischen der optischen Attraktivität der Aufnahmen und der getreuen Wiedergabe; die Aufnahmen sind sowohl für den Direktdruck als auch für die nachträgliche Bearbeitung am Rechner geeignet. Wir waren neugierig auf die Leistung der D90 in Bezug auf Exposition und Weissabgleich; Nikon gibt vor, diese Werte zu verbessern.
Wenn die gewonnenen Daten auch dem Auto-Fokus und dem Weissabgleich dienen, gibt es einen rot-orangenen Farbabgleich mit glühendem Licht sowie - marken- und modeübergreifend - mit anderen Digital-SLR-Kameras für den automatisierten Weissabgleich. Allen anderen (!), die noch keine eigene Kamera haben, wird die D90 eine Nikon-Kamera sein, die in ihrer Preis-/Leistungsklasse konkurrenzlos ist oder in vielerlei Hinsicht die Konkurrenten übertrifft.